Biologische Vielfalt

Das Erhalten unserer heimischen Artenvielfalt (Biodiversität) mit unterschiedlichen Lebensräumen für Tiere und Pflanzen ist eine der wichtigsten Anliegen des Naturschutzes. Denn nur intakte Landschaften produzieren Ökosystemdienstleitsungen – wie sauberes Trinkwasser – von denen wir alle abhängen. Unsere heutigen Kulturlandschaften sind von menschlichen Nutzungen geprägte Räume, die jedoch für eine Vielzahl von Bewohnern Platz und Lebensraum bietet.

Baldrianwiese

Der völkerrechtlich definierte Begriff Biodiversität umfasst drei Ebenen:

  • Vielfalt der Ökosysteme (Lebensräume wie Wasser, Moor, Wald)
  • Vielfalt der Arten (Tiere, Pflanzen, Pilze, Mikroorganismen)
  • Vielfalt der Gene (Rassen oder Sorten von wildlebenden und genutzten Arten)

Oder anders ausgedrückt:

Biodiversität ist die Vielfalt des Lebens in all seinen Formen. Biodiversität sind die Ökosysteme und Lebensräume, alle Arten von Lebewesen, die dort mit dem Menschen zusammen leben sowie ihre genetische Verschiedenartigkeit.

Die Biologische Vielfalt ist unsere Lebensgrundlage, ohne sie können wir nicht leben. Die Natur liefert uns Nahrung, Rohstoffe, sauberes Wasser, fruchtbare Böden. Außerdem bekommen wir lebenswichtige Leistungen von Ökosystemen, wie z. B. Sauerstoff zum Atmen.

Unsere Region z. B. speichert in den noch vorhandenen Mooren Unmengen an Kohlenstoff. Diese Speicherung über sehr lange Zeiträume hat mit dazu beigetragen, dass unser Klima sich abgekühlt hat. Die Region stellt zudem einen wichtigen Wasserspeicher und Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten dar und bietet eine attraktive Landschaft zum Wohnen und für den Tourismus.

Derzeit ist jedoch ein dramatischer Rückgang der Biologischen Vielfalt weltweit zu beobachten. Für Deutschland sind etwa 45.000 Tierarten beschrieben, von denen mehr als 7.000 als in ihrem Bestand bedroht gelten. Bis Ende des Jahrhunderts werden viele dieser Arten ausgestorben sein. Weltweit ist die Situation mindestens genauso alarmierend. Es ist davon auszugehen, dass von den geschätzten 10-30 Mio. Arten weltweit täglich etwa 100 Arten aussterben. Dieser rasante Artenrückgang ist erschreckend!

Außerdem geht die Vielfalt der Rassen und Sorten unserer Nutztiere und -pflanzen drastisch zurück: wurden Anfang des 20. Jahrhunderts noch rund 20 verschiedene Rinderrassen gehalten, sind es heute nur noch vier.

Auch die Vielfalt an Lebensräumen geht durch die Folgen des verschwenderischen Lebensstils der Industrienationen in großem Maße zurück. Nicht nur in den fernen Tropen werden einzigartige und überaus bedeutsame Lebensräume wie die Regenwälder etwa für Soja- und Palmölplantagen zerstört. Auch hier in Deutschland gehen typische Ökosysteme wie Buchenwälder und Moore großflächig verloren. Von dem riesigen Hochmoorkomplex Teufelsmoor sind heute nur noch relativ kleine Reliktflächen übrig geblieben, die jedoch auch überwiegend durch Entwässerung geschädigt sind.

In Deutschland und Europa ist die Zerstörung der natürlichen Lebensräume die Hauptursache für den Rückgang der Biologischen Vielfalt. Die Lebensräume werden durch Intensivnutzung in der Landwirtschaft, durch Zerschneidung, Versiegelung und Zersiedlung der Landschaft sowie durch Umweltverschmutzung vernichtet. Pestizide und andere Gifte reichern sich in den Nahrungsketten an und schädigen vor allem die Arten, die am Ende der Nahrungskette stehen. Die Zerstörung von Lebensräumen hat auch den Verlust der genetischen Vielfalt innerhalb der Arten zur Folge, die für das langfristige Überleben einer Art von essentieller Bedeutung ist.

Über die Zerstörung und Zerschneidung von Lebensräumen hinaus wird die Biologische Vielfalt in hohem Maße durch den Klimawandel bedroht. Das Ausmaß und die außerordentlich hohe Geschwindigkeit der aktuellen Erwärmung haben verheerende Folgen.

Das Jahr 2010 wurde von der UN zum Internationalen Jahr der Biologischen Vielfalt erklärt. Bereits vor vielen Jahren haben sich die Vereinten Nationen zum Ziel gesetzt, den Verlust von Biodiversität bis 2010 erheblich zu reduzieren.

2010 sollte eine globale Allianz zur Förderung des Lebens auf der Erde entstehen, die unter der Schirmherrschaft der UN den Erhalt von Lebensräumen, Arten und der genetischen Vielfalt weiter voranbringt.

Die europäischen Regierungschefs haben sich zum Ziel gesetzt, den Biodiversitätsverlust bis 2010 zu stoppen. Das ist bisher nicht gelungen!

Das Internationale Jahr der Biodiversität bietet eine gute Gelegenheit, darüber nachzudenken, wo die Herausforderungen der Zukunft liegen und wo wir handeln müssen.

Der Mensch ist mit der natürlichen Vielfalt des Lebens eng verbunden. Ob wir Biodiversität erhalten oder zerstören, liegt in unseren Händen. Klar ist jedoch: Wenn wir nicht handeln, sind die Verluste unwiederbringlich.

Unser derzeitiger Lebensstil ist maßgeblich für den starken Verlust an Biodiversität verantwortlich. Die Natur leistet jedoch unverzichtbare Dienste, weshalb der Erhalt der biologischen Vielfalt an oberster Stelle stehen muss. Um kommenden Generationen nicht die Grundlagen ihrer Existenz zu nehmen, sollten wir dringend unsere Verhaltsweisen ändern und zu einem Lebensstil gelangen, der nachhaltig mit den vorhandenen Ressourcen umgeht.

Von der deutschen Politik wird deshalb u. a. gefordert:

 

  • Landwirtschaftliche Flächen müssen deutlich extensiver bewirtschaftet und der ökologische Landbau stärker gefördert werden. Immerhin ist die Landwirtschaft einer der Hauptverursacher für den Biodiversitätsverlust.
  • Noch vorhandene naturnahe Ökosysteme wie Wälder und Moore müssen erhalten und langfristig gesichert werden. Dort leben unzählige typische Tier- und Pflanzenarten, die bei Zerstörung ihres Lebensraums verschwinden. Außerdem stellen naturnahe Ökosysteme große Kohlenstoff-Speicher dar. Bei Freisetzung heizt dieser Kohlenstoff das Klima weiter an und schadet damit wiederum der biologischen Vielfalt.
  • Ausbreitungs-Barrieren im Biotopverbund müssen aus der Landschaft entfernt und dadurch die Lebensräume wesentlich besser miteinander vernetzt werden. Nur so haben Arten eine gewisse Chance, sich dem Klimawandel anzupassen.

Aber nicht nur die Politik ist in der Lage, dem Biodiversitätsverlust entgegenzuwirken. JedeR Einzelne kann einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt leisten:

 

  • Jeder Haushalt kann durch den Bezug von Öko-Strom das Klima schonen,
  • der Konsum regionaler Produkte und ökologischer Lebensmittel schont die Ressourcen,
  • eine Ernährung mit reduziertem Konsum tierischer Produkte wie Fleisch, Eier und Milch schont neben dem Klima auch die biologische Vielfalt, indem die negativen Auswirkungen der Landwirtschaft vermindert werden,
  • Durch aktives Einmischen bei drohender Naturzerstörung vor der eigenen Haustür (z. B. Baumfällungen) kann häufig schnell viel erreicht werden,
  • Ein Stück Wildnis im eigenen Garten erfreut sich schnell bei vielen Tieren und Pflanzen großer Beliebtheit.

Mit dem persönlichen Beitrag jedes Einzelnen kann der Biodiversitätsverlust wesentlich vermindert werden, da jeder Mensch über sein Konsumverhalten einen Einfluss ausübt. Zudem wirkt verantwortungsvolles Handeln auch als Vorbild und sensibilisiert die Mitmenschen. Deshalb: Helft mit beim Schutz der biologischen Vielfalt!

Lesen Sie hierzu auch den BioS-ID 25 Jahre.