Einblicke in den Eulenkasten: Das EulenKamera Projekt
In Rahmen eines Projektes der Biologischen Station Osterholz (BioS) hat die Eulenschutzgruppe Lilienthal Anfang 2024 einen ersten Eulen-Nistkasten in Lilienthal mit einer Infrarot-Kamera und einem Sensor zur kontinuierlichen Messung der Temperatur und der Luftfeuchtigkeit ausgestattet. Damit kann das Verhalten der Schleiereulen im Nistkasten beobachtet und dokumentiert werden, ohne die Tiere zu stören. Auf der eigenen Projekt-Website owlnistbox.de wird die Messtechnik vorgestellt und Beobachtungen veröffentlicht.
Außerdem kann langfristig ermittelt werden, ob die durch den Klimawandel bedingten, immer heißeren Sommer, Einfluss auf das Brutverhalten bzw. auf die Aufzucht der Jungvögel haben. Im Mittel bewegten sich die Temperaturen im Nistkasten von Mai bis September zwischen 20 – 24 C°. Werte mit denen die Eulen und auch ihr Nachwuchs vermutlich gut zurechtkommen. Wenn man aber auf einzelne Tageshöchsttemperaturen schaut dann sieht es schon deutlich dramatischer aus: z.B. wurden im Mai bereits 29 °C und im August fast 34 °C gemessen.
Laut Angaben in der Literatur liegt das obere Limit der thermisch neutralen Zone für Schleiereulen bei 32 °C. Bei Temperaturen darüber kommt es zu einem gehemmten Wachstum der Küken, Dehydrierung, Hyperthermie und im schlimmsten Fall zum Tod der Vögel. Eine Untersuchung der Universität von Kalifornien hat gezeigt, dass die Größe der Nistkästen dabei einen deutlichen Einfluss auf die Temperatur im Kasten hat.
Die Werte für die Luftfeuchtigkeit lagen im Mittel von März bis Mai zwischen 50 bis 65 %. Von Wildvögeln, die in Brutkästen aufgezogen werden, weiß man, dass diese Werte für das Brüten optimal sind. Ob das auch für Schleiereulen gilt, muss aber noch herausgefunden werden.
Kurz nach Installation der Kamera, tauchte Mitte März dieses Jahres ein Schleiereulenpärchen im Kasten auf. Tagsüber konnte beobachtet werden, dass die Eulen sich recht wenig bewegen und viel schlafen. Wenn sie sich bewegt haben, dann meist nur um sich sehr ausführlich das Gefieder zu putzen. Für einige Tage konnte allerdings auch ein intensives Balzverhalten des Schleiereulenpärchens im Nistkasten beobachtet werden. Leider hat das Eulenpaar sein Brutgeschäft erst gar nicht begonnen. Wir vermuten, der Grund liegt im Nahrungsmangel, aufgrund des Hochwassers in der Brutkasten Umgebung in 2023.
Mit Kamera und Bewegungsmelders wird das Ein- und Ausfliegen aus dem Nistkasten ganzjährig erfasst und digital gespeichert. Dadurch kann festgestellt werden, ob und wie die Nistkästen, auch außerhalb der Brutsaison (April/Mai), von den Vögeln genutzt werden. Tatsächlich tauchte im November eine Eule, an einzelnen Tagen, immer mal wieder im Kasten auf, um sich tagsüber auszuruhen. Wir sind gespannt, ob es im Frühjahr nächsten Jahres Nachwuchs im Nistkasten gibt.
Der Einbau von Kameras und Sensoren dient somit nicht nur der reinen Beobachtung dieser faszinierenden Tiere, sondern kann vielleicht auch dazu verhelfen die Brutbedingungen für Schleiereulen zu verbessern bzw. den veränderten Umweltbedingungen anzupassen. Die Installation weiterer Kameras in Nistkästen des Landkreises Osterholz ist in Planung.
→ zur Projekt-Website
Foto oben: Schleiereulenpaar aufgenommen am 24.03.24 im Nistkasten mit einer 12 MP NoIR Kamera. G.Geier
Fotos unten: Kamera und Sensorentechnik (links), Schleiereule rechts. G. Geier