Ursachenanalyse statt „Wildvogelthese“

Die ersten großen Ausbrüche der Vogelgrippe (aviäre Influenza) in Deutschland traten diesen Herbst wohl in Brandenburg auf – sowohl in der kommerziellen Geflügelhaltung als auch bei den Wildvögeln, insbesondere den Kranichen. Nicht selten wurden in den vergangenen Wochen die Wildvögel als Auslöser dieses Seuchengeschehens dargestellt. Wie schon bei vorangegangenen Ausbrüchen des H5N1-Virus kritisieren Verbände und Ornithologen diese voreilige Zuweisung der Ursache.

Das Friedrich-Löffler-Institut berichtet, dass sich die hochpathogenen Viren-Varianten in den Geflügelbeständen entwickelt haben bzw. entwickeln und von dort auf Wildvögel übergehen, die die Viren weiterverbreiten. Seit dem Auftreten der Vogelgrippe in Europa (2006) hat das FLI zunächst die „Wildvogelthese“ verbreitet. Ornithologen zeigten schon 2015 auf, dass es dafür in den geschilderten Ausbrüchen keine Belege gab und forderten wiederholt ein seriöses Influenza-Monitoring. Auf diesen lesenswerten Text von Steiof et. al. möchten wir an dieser Stelle hinweisen. Ebenso wie auf eine Petition von Campact, die ebenfalls voreilige und unfundierte Verursacherer-Narrative kritisiert und fordert, dass die Ursachen für das Infektionsgeschehen transparent untersucht werden.

 

Hintergrund:

Steiof et.al: Die „Wildvogelthese“ zum Auftreten hoch pathogener Vogelgrippeviren – aktueller Stand und kritische Prüfung der Position des Friedrich-Loeffler-Instituts (pdf, Stand: Juni 2015)

https://www.fli.de/de/aktuelles/kurznachrichten/neues-einzelansicht/gefluegelpest-fli-aktualisiert-antworten-auf-haeufig-gestellte-fragen/

Foto oben: Toter Kranich im Augustendorfer Moor (Moritz Otten)