Beutung von Mooren

Wasserhaushalt

In­tak­te Moo­re be­ste­hen bis zu 95 % aus Was­ser. Durch die­se enor­me Was­ser­hal­te­ka­pa­zi­tät kann ih­re Wir­kungs­wei­se mit gi­gan­ti­schen Schwäm­men ver­gli­chen werden. Die zu­neh­men­den Stark­re­genereignisse und Über­schwem­mun­gen lö­sen in der In­ten­siv­land­wirt­schaft gro­ße Pro­ble­me aus. Ab­fluss­grä­ben und ver­dich­te­te Bö­den kön­nen das Was­ser nicht spei­chern. So ent­steht ein star­ker, schnel­ler Ab­fluss, be­glei­tet von Ero­si­on (Bo­den­ab­trag). In­tak­te Moo­re könn­ten die­se Ge­fahr min­dern, indem sie gro­ße Men­gen Was­ser aufnehmen und erst nach und nach wie­der an die Um­ge­bung abgeben. Somit wirken sie auf den Was­ser­haus­halt der Um­ge­bung wir­ken aus­glei­chend.

Zu­gleich sind sie wich­ti­ge Fil­ter für un­ser Grund­was­ser: Die Moor­pflan­zen neh­men Nähr- und Schad­stof­fe aus der Um­ge­bung auf und rei­ni­gen dadurch das durch­si­ckern­de Was­ser. Dies gilt jedoch ausschließlich für in­tak­te Moo­re. Die meis­ten Moor­bö­den sind je­doch durch Ent­wäs­se­rungs­grä­ben und in­ten­si­ve Nut­zung so stark de­gra­diert, dass sie aus­trock­nen und ih­re aus­glei­chen­de Wir­kung auf den Was­ser­haus­halt ver­lo­ren geht. Die gu­te Nach­richt: Wenn wir jetzt Han­deln, kön­nen vie­le Moor­bö­den durch Wie­der­ver­näs­sung noch ge­ret­tet wer­den. Mit ih­nen der sensible Lebensraum Moor mit all seinen Öko­sys­tem­dienst­leis­tun­gen.

Stofffilter: Moo­re als Nie­ren der Um­welt

In Nie­der­sach­sen wer­den viele landwirtschaftliche Flächen in­ten­siv be­wirt­schaf­tet. Dadurch werden Erträge gesteigert, aber der Bo­den muss unter anderem mit Stick­stoff ge­düngt und ge­gen Schäd­lings­be­fall mit Umweltgiften (Pes­ti­zi­den) be­han­delt wer­den. Weder der ge­sam­te Dün­ger, noch die ge­sam­ten Pes­ti­zi­de werden von den Feld­pflan­zen auf­ge­nom­men. Beide Stoffe gelangen ins Grund­was­ser und führen dort zu einer Be­las­tung.

Wei­te­re be­las­ten­de Stof­f­e­in­trä­ge er­fol­gen durch die Luft: Schwer­me­tal­le und Koh­len­stof­fverbindungen ge­lan­gen über die At­mo­sphä­re und Nie­der­schlä­ge in den Bo­den. Hier kommt das Moor als Stoff­fil­ter ins Spiel: Moor­pflan­zen neh­men wäh­rend ih­res Wachs­tums Schad- und Nähr­stof­fe auf und rei­ni­gen da­durch das Grund­was­ser von Ver­un­rei­ni­gun­gen. Da die Pflan­zen im nas­sen Moor kaum ver­rot­ten, blei­ben auch die auf­ge­nom­me­nen Stof­fe wei­test­ge­hend im Torf ge­spei­chert. Die Spei­cher­fä­hig­keit für das stark kli­ma­wirk­sa­me Koh­len­stoff­di­oxid (CO2) über­trifft so­gar die von Wäl­dern. Dies gilt jedoch nur so­lan­ge der Torf in­takt ist und nicht ab­ge­baut oder ent­wäs­sert wird, denn dann wer­den die ge­spei­cher­ten Stof­fe wie­der frei­ge­setzt.
Ein Nie­der­moor kann pro Hekt­ar und Jahr bis zu 180 kg Ni­trat spei­chern. Das Was­ser, das nach dem na­tür­li­chen Fil­ter­pro­zess aus dem Nie­der­moor aus­tritt, ist von gu­ter Qua­li­tät und schad­stoff- und nähr­stoff­arm.

Boden

Ein Moor im na­tür­li­chen Zu­stand ist was­ser­ge­sät­tigt. Dies ist von oben zu se­hen und zu füh­len: Das Was­ser steht di­rekt an der Bo­den­ober­flä­che, ei­n fal­scher Schritt und die Fü­ße sind nass. Un­ter der Was­ser­ober­flä­che be­fin­den sich mäch­ti­ge Schich­ten ab­ge­stor­be­nen Pflan­zen­ma­te­ri­als, die in di­cken Torf­schich­ten ge­la­gert sind. Ei­ni­ge Pflan­zen­tei­le sind dar­in noch gut er­kenn­bar. Dies ist beim Wald­bo­den ganz an­ders: Hier wer­den ab­ge­stor­be­ne Pflan­zen lang­sam zer­setzt und ab­ge­baut, bis sie wie­der neu­en Hu­mus bil­den. Im Moor wer­den die ab­ge­stor­be­nen Pflan­zen kaum zer­setzt, da kaum Sauerstoff für Mikroorganismen vorhanden ist.

Das be­deu­tet auch: Die Nähr- und Schad­stof­fe so­wie das CO2, das die Pflan­zen wäh­rend ih­res Le­bens dem Was­ser und der At­mo­sphä­re ent­zo­gen ha­ben, blei­ben un­ter der Moo­ro­ber­flä­che ge­spei­chert. Be­son­ders be­ach­tens­wert ist die CO2-Spei­cher­funk­ti­on der Torf­schich­ten: In Moor­bö­den ist mehr CO2 ge­spei­chert als in der At­mo­sphä­re oder in Wald­bö­den. Ein ge­sun­des Moor wächst über viele tausend Jahre lang­sam nach oben. Pro Jahr un­ge­fähr ei­nen Mil­li­me­ter – das bedeutet, dass ei­ne Torf­schicht von 1 m Mäch­tig­keit rund 1000 Jah­re alt ist!

Moo­re ha­ben per De­fi­ni­ti­on ei­ne Torf­schicht von min­des­tens 30 cm Mäch­tig­keit. Die äl­tes­ten Torf­schich­ten sind durch die Mas­se der dar­über lie­gen­den Schich­ten am stärks­ten ver­dich­tet. Auf­grund ih­rer Far­be werden sie als Schwarz­torfe bezeichnet. Die­ses Ma­te­ri­al wur­de frü­her als Heiz­ma­te­ri­al ge­nutzt, heute wird es Pflanz­sub­stra­ten bei­ge­mischt, in ge­rin­ge­rem Ma­ße als Ak­tiv­koh­le­fil­ter oder für kos­me­tisch-me­di­zi­ni­sche Zwe­cke ver­wen­det. Über dem Schwarztorf la­gert der we­ni­ger stark kom­pri­mier­te Braun­torf, ganz oben der Weiß­torf. In letz­te­rem sind Pflan­zen­tei­le noch klar erkennbar. Er wird häu­fig als Pflanz­sub­strat ver­mark­tet. Pa­lu­di­kul­tu­ren als neue An­bau­me­tho­den auf nas­sem Moor­bo­den er­mög­li­chen ei­ne moor­scho­nen­de Her­stel­lung von Torf­moos als Weiß­tor­fer­satz.

Moo­re be­ste­hen zu über 90 % aus Was­ser. Wer­den sie für mensch­li­che Nut­zung tro­cken ge­legt, dringt Luft in die Bo­den­po­ren ein und der Torf­bo­den sackt zu­sam­men. Da­mit ge­hen die wich­ti­gen Ei­gen­schaf­ten des Bo­den ver­lo­ren: Durch die Verdichtung des Bodens gehen Fil­ter- und Puf­fer­funk­ti­on ver­lo­ren, Ero­si­ons- und Brand­ge­fahr neh­men zu, der Torf mi­ne­ra­li­siert. Die so­ge­nann­ten Moor­bau­ern ken­nen das Phä­no­men: Torf­bo­den zer­setzt sich an der Luft und sackt im­mer wei­ter ab. Für die Be­wirt­schaf­tung müs­sen des­halb auch die Ent­wäs­se­rungs­grä­ben im­mer tie­fer ge­zo­gen wer­den – bis der ge­sam­te Torf­kör­per auf­ge­braucht ist. Über die Jahr­hun­der­te ha­ben sich so gan­ze Land­schaf­ten um meh­re­re Me­ter ab­ge­senkt.

Torf­nut­zung

Das wich­tigs­te Ar­gu­ment für die Ver­wen­dung von Torf im Gar­ten­bau ist der ge­rin­ge Preis für die­ses Sub­strat. Form­sta­bi­li­tät, Was­ser­spei­cher­ver­mö­gen und ein sehr ge­rin­ger An­teil an Wild­kräut­er­sa­men sind Vor­tei­le, die be­reits nach we­ni­gen Jah­ren ver­schwin­den, wenn der Torf mi­ne­ra­li­siert. Für die Pflan­zen­zucht muss Torf­bo­den stark mit Kalk und Nähr­stof­fen ver­setzt wer­den, was die Mi­ne­ra­li­sa­ti­on noch be­schleu­nigt. In Nie­der­sach­sen lan­det noch rund ein Drit­tel des ab­ge­bau­ten Tor­fes in Pri­vat­gär­ten. Für den Pri­vat­ge­brauch gibt es längst torf­freie Al­ter­na­ti­ven, zum Bei­spiel aus Kom­post, die Be­stand­tei­le der Pflanz­sub­stra­te sind auf den Pa­ckun­gen an­ge­ge­ben.

Schwingrasen im Ahrensfelder Moor
Wollgrasblüte im Günnemoor
Degradiertes Hochmoor
Torfmoose