Moor-Infos

Was ist ein Moor?

Der Be­griff Moor­land­schaft weckt ver­schie­de­ne As­so­zia­tio­nen: of­fe­ne Wei­ten durch­setzt von ein­zel­nen Sträu­chern, un­ter den Fü­ßen plat­schen­des Was­ser, trom­pe­ten­de Kra­ni­che im Mor­gen­ne­bel, wo­gen­de wei­ße Woll­gras­wie­sen, bunt blü­hen­de Moor­pflan­zen, der aro­ma­ti­sche Duft des Ga­gel­strau­ches…

Un­se­re Moo­re sind ein­zig­ar­ti­ge Le­bens­räu­me. Ih­re Ge­schich­te be­gann nach der letz­ten Eis­zeit, in Nie­der­sach­sen gehören sie zum na­tür­li­chen Land­schafts­bild. Dank ih­rer be­son­de­ren Um­welt­be­din­gun­gen be­her­ber­gen sie hoch spe­zia­li­sier­ter und zum Teil stark ge­fähr­de­ter Tier- und Pflan­zen­ar­ten. In dem nas­sen Le­bens­raum wird ab­ster­ben­des Pflan­zen­ma­te­ri­al nur teil­wei­se zer­setzt, aus den ver­blei­ben­den Res­ten ent­steht Torf.

Intakte Moore entziehen der Atmosphäre jährlich gigantische Mengen Kohlenstoffdioxid (CO2) und binden es dauerhaft als Kohlenstoff im Torfboden. Das ist aktiver Klimaschutz! Gleichzeitig filtern sie als „Nieren unserer Landschaft“ Schadstoffe aus dem Ökosystem.
Für den Wasserhaushalt und das Lokalklima haben sie dank ihrer Wasserspeicherkapazität eine ausgleichende Wirkung. Im Torfboden sind sogar Belege unserer Natur- und Kulturgeschichte konserviert. Zahlreiche BesucherInnen bewundern zu allen Jahreszeiten die erhaltenen Moore als erholsame Erlebnisräume.

Für den Menschen leisten Moore also zahlreiche wertvolle Ökosystemdienstleistungen. Doch sie sind stark gefährdet! Trockenlegungen, Torfabbau und Intensivlandwirtschaft haben die ursprünglichen Moorflächen stark dezimiert. Vielerorts sind noch Torfböden vorhanden, die durch menschliche Eingriffe jedoch stark beeinträchtigt sind. Hier müssen wir jetzt ansetzen und handeln, um Moore in unserer Landschaft zu bewahren und im Boden schlummernde Torfböden wiederzuvernässen und als Moore zu regenerieren.
Hamberger Moor
Argusbläulinge im Ahlenmoor
Moorlilie

Die wichtigsten Moortypen bei uns sind:

Nie­der­moo­re kön­nen sich an Stel­len bil­den, wo Grund­was­ser an der Bo­den­ober­flä­che an­steht. Bei­spiels­wei­se in Fluss­au­en, feuch­ten Sen­ken oder zum Bei­spiel bei der Ver­lan­dung von Tüm­peln. Im ste­hen­den Ge­wäs­ser sinkt ab­ge­stor­be­nes Pflan­zen­ma­te­ri­al zu Bo­den und sam­melt sich dort all­mäh­lich an. Be­steht am Ge­wäs­ser­grund Sau­er­stoff­ar­mut, wer­den die­se Pflan­zen­res­te nicht oder nur teil­wei­se zer­setzt. Im­mer mehr Pflan­zen­ma­te­ri­al sam­melt sich an und bil­det Torf, auf dem neue Pflan­zen auf­wach­sen. Nie­der­moor-Tor­fe ha­ben ei­ne ver­gleichs­wei­se ge­rin­ge Mäch­tig­keit und lie­gen dem mi­ne­ra­li­schen Un­ter­grund auf.
Im Ge­gen­satz zu den kar­gen Hoch­moo­ren sind Nie­der­moo­re nähr­stoff­rei­cher und ver­gleichs­wei­se we­ni­ger sau­er. Da­durch bie­ten sie ei­ner Viel­zahl von Pflan­zen Le­bens­raum. Je nach Stand­ort­be­din­gun­gen bil­den sich Pflan­zen­ge­sell­schaf­ten bei­spiels­wei­se aus Bin­sen, Schilf, Rohr­kol­ben und so­gar aus Bäu­men wie Er­len und Wei­den. Hier wird Jahr für Jahr sehr viel Pflan­zen­mas­se pro­du­ziert. Schilf­flä­chen und Röh­rich­te brin­gen es auf bis zu 16t/ha Pflan­zen-Tro­cken­mas­se pro Jahr! Da­mit ent­spre­chen sie in ih­rer Pro­duk­ti­vi­tät den Laub­wäl­dern. War­um das wich­tig ist? Weil die Pflan­zen wäh­rend ih­res Wachs­tums per­ma­nent CO2 aus der der At­mo­sphä­re zie­hen und die­ses spei­chern. Die als Torf kon­ser­vier­ten Pflan­zen­res­te spei­chern den Koh­len­stoff dau­er­haft. Bis zu dem Zeit­punkt, an dem der Torf aus­trock­net. Denn un­ter Sau­er­stof­f­e­in­fluss wer­den die Pflan­zen­res­te zer­setzt und das CO2 wird wie­der in die At­mo­sphä­re frei­ge­setzt.

Es gibt ver­schie­de­ne Ty­pen von Nie­der­moo­ren. Et­wa zwei Drit­tel un­se­rer nie­der­säch­si­schen Nie­der­moo­re sind Ver­sump­fungs­moo­re (z. B. der Dröm­ling im Grenz­ge­biet zu Sach­sen-An­halt), an zweit­häu­figs­ter Stel­le ste­hen die Über­flu­tungs­moo­re (z. B. Fehnt­jer Tief, Land­kreis Au­rich und Ham­me­nie­de­rung, Land­kreis Os­ter­holz) ent­lang von Fluss­au­en. Ver­lan­dungs­moo­re fin­det man z.B. am Düm­mer so­wie am Stein­hu­der Meer.

Un­ter ge­eig­ne­ten Be­din­gun­gen kön­nen sich aus Nie­der­moo­ren Zwi­schen­moo­re bil­den. Die­se sind et­was über den Grund­was­ser­spie­gel hin­aus ge­wach­sen und da­durch so­wohl vom Grund­was­ser als auch vom Re­gen­was­ser be­ein­flusst. Wenn das Moor wei­ter nach oben wächst und schließ­lich die le­ben­den Pflan­zen über dem Grund­was­ser­spie­gel wach­sen, bil­det sich ein Hoch­moor, das le­dig­lich durch Nie­der­schlags­was­ser ge­speist wird und hoch­spe­zia­li­sier­te Pflan­zen­ge­sell­schaf­ten trägt.

In Nie­der­sach­sen wur­den Nie­der­moo­re vie­ler­orts durch Grä­ben tro­cken ge­legt und als Grün­land ge­nutzt. In den bis­he­ri­gen Moor­schutz­pro­gram­men wur­den sie nicht be­rück­sich­tigt. Da­bei sind sie un­er­setz­li­che Le­bens­räu­me und kli­ma­wirk­sa­mer CO2-Spei­cher! Die Ak­ti­on Moor­schutz setzt sich für ei­nen ge­setz­li­chen Schutz von Nie­der­moor­bö­den ein.

Hammeniederung

Hoch­moo­re wer­den im Ge­gen­satz zu Nie­der­moo­ren nur durch Re­gen­was­ser ge­speist. Dar­in sind kaum Nähr­stof­fe ent­hal­ten – Hoch­moo­re sind sehr nähr­stoff­arm und sau­er. Ein an­spruchs­vol­ler Le­bens­raum! Hier ge­dei­hen nur Pflan­zen, die an die­se be­son­de­ren Wuchs­be­din­gun­gen an­ge­passt sind.

An ers­ter Stel­le die­ser Über­le­bens­künst­ler steht das Torf­moos. Oh­ne Wur­zeln ist es in der La­ge, die we­ni­gen Nähr­stof­fe aus dem Re­gen­was­ser auf­zu­neh­men. Gleich­zei­tig gibt es Was­ser­stof­fio­nen an die Um­ge­bung ab. Da­durch ent­steht ein sau­res Mi­lieu, was an­de­ren Pflan­zen das Wachs­tum er­schwert. Gut für das Torf­moos! Lang­sa­mes, aber un­auf­hör­li­ches Wachs­tum zeich­net die klei­nen Moos­pflan­zen aus: Der Trieb bin­det durch Pho­to­syn­the­se Koh­len­di­oxid (CO2) aus der Luft und wächst be­stän­dig wei­ter. Die un­ter­ir­di­sche Ba­sis der Pflan­ze stirbt un­ter­des­sen un­ter Was­ser ab. Die­se ab­ge­stor­be­nen Pflan­zen­tei­le wer­den nicht ab­ge­baut, des­halb bleibt der Koh­len­stoff in ih­nen ge­bun­den und wird in Form von Torf ge­la­gert. So nimmt die Mäch­tig­keit des Hoch­moo­res lang­sam zu, wächst pro Jahr ca. 1 mm nach oben.

Nach der letz­ten Eis­zeit be­gann vor ca. 7.000 Jah­ren das Wachs­tum der Hoch­moo­re. Torf­moo­se wuch­sen über Jahr­tau­sen­de zu dich­ten Pols­tern von meh­re­ren Me­tern Mäch­tig­keit her­an. Die äl­tes­ten Torf­moos­pf­länz­chen könn­ten in in­tak­ten Moo­ren theo­re­tisch meh­re­re tau­send Jah­re alt sein… wä­ren bei uns nicht zwi­schen­zeit­lich die Hoch­moo­re ent­wäs­sert wor­den. Fas­zi­nie­rend und für den Men­schen höchst nütz­lich: Torf­moo­se kön­nen ca. das 30-fa­che ih­rer ei­ge­nen Tro­cken­mas­se an Was­ser spei­chern. Auch die ab­ge­stor­be­nen Tei­le be­hal­ten die­se Fä­hig­keit. Da­her die im­men­se Was­ser­spei­cher­ka­pa­zi­tät der Moo­re! Nicht nur die­se Ei­gen­schaft macht sie mitt­ler­wei­le auch wirt­schaft­lich in­ter­es­sant.

Durch Ent­wäs­se­run­gen wur­den die Moor­flä­chen stark be­ein­träch­tigt und die Funk­ti­on der Hoch­moo­re vie­ler­orts be­reits un­wie­der­bring­lich zer­stört.

Ein na­tür­li­ches Hoch­moor be­steht aus ei­nem weit ver­zahn­ten Mo­sa­ik von Bul­ten und Schlen­ken. Bul­ten sind klei­ne Hü­gel­chen, et­was hö­her ge­le­gen und da­durch tro­cke­ner. Sie ra­gen aus den was­ser­ge­fäll­ten Schlen­ken her­aus. Von die­sem kom­ple­xen Sys­tem ist heu­te nur noch an we­ni­gen Stand­or­ten et­was zu se­hen, denn auf tro­cken ge­fal­le­nen Hoch­moor­bö­den ha­ben sich mitt­ler­wei­le neue Pflan­zen­ge­sell­schaf­ten eta­bliert. Oder die Hoch­moor­bö­den be­fin­den sich in in­ten­si­ver Nut­zung. Das Po­ten­zi­al für Wie­der­ver­näs­sung, CO2-Spei­che­rung und Ar­ten­viel­falt schlum­mert in Nie­der­sach­sen aber vie­ler­orts noch im Bo­den. Le­sen Sie mehr über die Be­deu­tung und Ver­brei­tung und po­si­ti­ven Öko­sys­tem­dienst­leis­tun­gen der Moor­bö­den. Jetzt be­steht die Mög­lich­keit, sich für die­ses wert­vol­le Öko­sys­tem ein­zu­set­zen!

Torfmoose